Denkmalpflege Basel: von “Windaugen” und “Tagläschern”

Welche Bedeutung haben Fenster aus denkmalpflegerischer Sicht? Christoph Lehmann von der kantonalen Denkmalpflege gibt Auskunft. 

Steht ein Basler Gebäude unter Denkmalschutz oder liegt in einer Schutzzone, führt kein Weg an der Denkmalpflege Basel vorbei. Bei Sanierungen oder Umbauten äussern sich die Fachleute im Rahmen des Baugesuchverfahrens – je nach Status betreffen die Vorgaben das gesamte Gebäude oder lediglich die Gebäudehülle, zu denen auch die Fenster gehören. Zu den weiteren Aufgaben der Denkmalpflege gehören die Beratung von Bauherrschaften, die Erhaltung und Dokumentation wichtiger Bauwerke sowie das Vermitteln von Wissen über Baudenkmäler und die Förderung des Werteverständnisses in der Öffentlichkeit. 

Die Augen eines Gebäudes 

Fenster sind vielfältig: Kunstvoll ausgearbeitete Sprossen, tiefe Laibungen, Vorfenster und charakteristische Gläser prägen das Erscheinungsbild ganzer Strassenzüge. Charakteristiken historischer Fenster wie die Struktur gezogener Gläser, die Lichtbrechung im Innern oder das Licht-Schatten-Spiel an der Fassade machen den Charme historischer Bauten aus. Kein Wunder, spielen die Fenster auch in der Denkmalpflege eine wichtige Rolle, wie Christoph Lehmann, Architekt und Bauberater bei der kantonalen Denkmalpflege Basel, betont: «Fenster sind die Augen eines Hauses. Dies sahen bereits die Römer so und bezeichneten die zugigen Löcher in ihren Häusern als Windaugen. Werden sie gedankenlos ersetzt, wird das Gebäude unpersönlich. Der Charakter des Hauses – oder das Leuchten in den Augen – geht dann verloren.» Auch das Erscheinungsbild von innen und das authentische Wohngefühl leiden. 

Das Stadtbild von einst 

In der Stadt Basel gibt es eine Fülle von historischen Gebäuden. Im alten Basel hiessen die Fassadenöffnungen “Lichter”, die Dachluken “Tagläscher”. Damals, im 15. Jahrhundert, waren die runden Butzenscheiben üblich. Nur die wichtigeren Räume waren mit Glasfenstern ausgestattet, bei den anderen mussten oft Holzläden genügen, oder halbtransparente Stoffe und Papierabdeckungen.  

«In der Stadt Basel gibt es auffallend viele Gebäude mit Holzsichtfenstern aus Eichenholz. Oft sind es vierflügelige Fenster mit einem Oberlicht. Vorfenster sind auch oft anzutreffen, meist in weiss», erläutert Lehmann. Die Vorfenster weisen oft glastrennende Sprossen auf, aus gutem Grund: Da die Vorfenster im Winter an- und im Sommer abmontiert wurden, passierte es immer mal wieder, dass eine Scheibe in die Brüche ging. Dank der Unterteilung mit Sprossen konnte der Schaden klein gehalten werden. Ein Beispiel eines solchen Gebäudes sind die von Quadra Ligna renovierten Vorfenster an der langen Gasse.  

Wann immer möglich erhalten 

Bei Bauvorhaben an geschützten Objekten sind die Behörden gefordert: Meist bedarf es einer Abstimmung zwischen der Denkmalpflege und dem Amt für Umwelt und Energie, damit sowohl die denkmalpflegerischen Anforderungen als auch die energetischen Vorgaben erfüllt werden. Die Beiträge, welche die Eigentümer dabei erwarten dürfen, sind unterschiedlich und werden individuell ermittelt. Wichtig sei aber, dass ein Gesuch unbedingt vor der Ausführung der Arbeiten gestellt und bewilligt werden müsse, betont Lehmann. Dass der Erhalt der originalen Bauteile oberste Priorität hat, versteht sich von selbst.  

Die Renovation der Renovation 

Glücklicherweise finden sich in Basel zahlreiche Beispiele geglückter Fensterrenovationen. Eines davon ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude im Besitz der Swisslos AG an der Langen Gasse, Baujahr 1911. Die vor rund 30 Jahren renovierten lasierten Bogenfenster doppelte Quadra Ligna auf und brachte sie so energetisch auf den Stand der Technik. Einige Bauteile der rund 60 Fenster waren durch die Witterung sehr stark beansprucht. Einzelne Scheiben wiesen so starke Verätzungen auf und mussten mit neuen Gläsern ersetzt werden. 

Auch an der Homburgerstrasse im Quartier Breite ist es gelungen, ein geschütztes Gebäude stilvoll zu erhalten. Das Reihenhaus, das als eines von sieben zweigeschossigen Häusern mit Satteldach und Dachgauben 1892/93 erstellt wurde, besticht durch eine kunstvolle Haustüre mit einem eingelassenen Flügel, den Quadra Ligna nach innen mit Isolierglas aufgedoppelt hat. Das Oblicht erhielt ebenfalls eine Aufdoppelung, genauso wie die restlichen, originalen Fenster der Frontfassade. 

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